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DIE KLEINE WOLKE VON LABIN

(Miniaturgeschichte rund um das SCHMÖLLER ITN URLAUBSTURNIER in Rabac am vergangenen Wochenende)

Bei einem Unwetter sind die grossen Wolken am Werken. Sie machen das Szenario unter sich aus. Die kleinen Wolken sind Zuwerk, dürfen in der Ankündigungsphase dabei sein. Und dann auch beim langsamen Abzug der Unwetterfront. Mit ganz kurzen Auftritten nur und meist schon unter der Wahrnehmungsschwelle.

Während die grossen Wolken in ihrer Wucht auch den Bildschirm am Handy durchgehend dunkelblau einfärben und keine grünen Flecken (= wolkenlos) zulassen, sind die kleinen Wolkenreste, die durch den Wind auseinandergezogen wurden, nur eher hellblau zu sehen und von bereits von den riesigen grünen Schönwetter-Flecken umzingelt, die dadurch schon die baldige Verbesserung der Wettersituation anzeigen. Und so werden diese kleinen Wolkenwölkchen in der Regel als Durchläufer nicht wirklich wahrgenommen. Viele schauen nur nach oben und fragen sich, wo den jetzt der Regen herkommt. Jeder ist nämlich nur unwirsch und in Erwartung, dass denn nun endlich das grüne Wetter wieder die Oberhand gewinnt …

Aber gestern war das anderes:

Diese kleine Wolke zog nach einem kurzen Abregnen nämlich nicht weiter, sondern verharrte direkt über der herrlichen Tennisanlage, die in einer der so herrlich schräg gewachsenen Pinienhaine in Rabac, in einer Bucht weit unterhalb von Labin gelegen ist. Blieb also einfach stehen und verharrte bewegungslos, veränderte nur ihre Form, und drehte sich manchmal im Kreise. Dazu nieselte sie ganz fein, aber unaufhörlich aus ihren Poren, ganz so, als wollte sie den ca. 70 Tennisspielern aus Österreich zeigen, dass sie zu Höherem berufen ist. Und diese 70 tapfer das Regenende herbeisehnenden Tennisspieler mit ihrem Turnierleiter, die sich bereits 2 Tage durch tiefblaue Regenwelten durchgekämpft hatten, schauten eine ganze Stunde lang immer wieder hinauf zu dieser kleine Wolke und dann wieder auf die winzige Regenwolke auf ihrer Wetterapp-Karte, die schon vollkommen von den grünen Schönwetterflecken umzingelt war. Schauten hinauf zur Wolke, sahen darunter den leichten Niesel und die darunter schon wieder glasig werdenden Plätze und dann auf ihr Handy.

…. Wolke, Niesel, glasig werdende Plätze, Handy …

… Wolke, Niesel, immer glasiger werdende Plätze, Handy …

1 ganze Stunde lang. Auf 4 Plätzen konnte in dieser Stunde trotzdem noch gespielt werden, aber die 5 anderen brauchten ihre Pause.

Die kleine Wolke genoss diese Aufmerksamkeit unendlich. Alle 70 Augenpaare waren also 1 Stunde lang immer wieder auf sie und ihr Alter Ego im Wetterapp gerichtet. Endlich fand sie Beachtung. Sie war soo glücklich und stolz. Aber nach 1 Stunde hatte sie keine Kraft mehr um ihr Schauspiel weiter zu prolongieren. Dieses Aufmerksamkeiterregen ist auch wirklich sehr abstrengend.

Und dermassen erschöpft hörte sie nach 1 Stunde mit dem Nieseln auf, drehte sich ein letztes Mal im Kreise und zog endlich ab.

Sie hatte die 70 Tennisspieler mittlerweile liebgewonnen, doch die hatten jetzt keine Augen mehr für sie, sondern schauten ab jetzt nur mehr konzentriert auf die glasigen Flecken auf den Plätzen.

Letztlich sollte es noch knappe 2 Stunden dauern, bis sie ihr Turnier auf allen 9 Plätzen weiterspielen konnten.

Am nexten Tag, am Abschlusstag, war schönstes Wetter In Rabac. Am Himmel und auch in allen Wetterapps.

Bei der Siegerehrung bekam die kleine Wolke nochmal eine würdige, fast anerkennende Erwähnung. Keine Rede mehr von „Möchtegern-Wolke“, eher von „klein, aber oho“. Und es klang Respekt durch bei der Schilderung durch den Turnierleiter.

Alle Teilnehmer hatten letztendlich ein Lächeln im Gesicht. Und die kleine Wolke wird als „Die kleine Wolke von Labin“ in die Analen eingehen.

Schmöllerwelt, Okt 2024

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